Wladimir Kaminer auf der Neuen Berliner Straße, eine der größten Außenkulissen Europas. Copyright: ZDF/Nadja Kölling

Kaminer Inside: Filmstadt Babelsberg

Ein Film von Nadja Kölling

Das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt steht nicht in Hollywood, sondern in Potsdam Babelsberg. Es ist bis heute das größte Filmstudio Europas. Seit 1912 wurden hier mehr als 4000 Filme produziert. Namhafte Regisseurinnen und Regisseure, Schauspielerinnen und Schauspieler haben hier gewirkt und nationale, wie internationale Filmklassiker geschaffen, darunter Kultfilme wie "Metropolis" oder "Der Blaue Engel". Ob in den Filmstudios Babelsberg oder ihren historischen Vorläufern Decla Bioscop, Ufa und Defa: die Filmgeschichte Babelsberg spiegelt immer auch deutsche Geschichte wider. Ob in der Außenkulisse, im Requisitenfundus oder im volumetrischen Studio - Wladimir Kaminer stößt auf eine Schatzkammer des großen Kinos. "Babelsberg, die deutsche Traumfabrik", staunt Wladimir Kaminer und nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine spannende Reise in die Geschichte des deutschen Films. 3sat zeigt "Kaminer Inside: Filmstadt Babelsberg" am Samstag, 4. November 2023, um 20.15 Uhr.

Dokumentation
Sa 04. Nov
20:15 Uhr
Erstausstrahlung

Vor über 100 Jahren begann in Babelsberg die Filmgeschichte mit der Gründung des heute ältesten Filmstudios. Asta Nielsen, der damals größte internationale Star, drehte hier 1912 ihren ersten Film "Der Totentanz" - ein überwältigender Publikumserfolg. Schnell fanden technische Innovationen Einzug in die Filmproduktion. Anfang der 1920er Jahre ermöglichte die "entfesselte Kamera" den Perspektivwechsel, 1929 feierte der Tonfilm mit "Melodie des Herzens" sein Debüt.

 

Babelsberg ist bis heute ein magischer Ort und ein Spiegel seiner Zeit: Auf die kriegspropagandistischen Stummfilme im ersten Weltkrieg folgte Fritz Langs monumentales Science-Fiction-Epos "Metropolis", das heute zum Weltdokumentenerbe gehört. Die UFA-Ära der 1930er /1940er Jahre hat Glanz und Glamour nach Babelsberg gebracht und Stars wie Zarah Leander, Heinz Rühmann, Marlene Dietrich oder Hans Albers in die Welt. Genauso steht diese Ära aber auch für zahlreiche menschenverachtende Werke, die unter der Ägide des nationalsozialistischen Reichspropagandaministeriums entstanden sind. Unter sowjetischer Verwaltung wurde in den Nachkriegsjahren die Produktion am Standort schnell wieder aufgenommen. Zu wichtig war das Medium Film für die Propaganda. Bereits im Mai 1946 erfolgte die offizielle Gründung der Deutschen Film AG (DEFA). Der erste Nachkriegsfilm erschien noch im selben Jahr: "Die Mörder sind unter uns". Dem folgten bis 1990 1240 Spiel- und Fernsehfilme verschiedener künstlerischer und politischer Ausrichtungen, die auf dem Babelsberger Areal produziert wurden, darunter Meisterwerke wie "Die Legende von Paul und Paula", oder "Jakob der Lügner", aber auch legendäre Märchenfilme wie "Drei Nüsse für Aschenbrödel" und "Der Kleine Muck". Die Wende und Wiedervereinigung Anfang der 1990er Jahre hat für den Filmstandort eine neue Epoche eingeläutet. Die Medienstadt Potsdam-Babelsberg wurde geboren. Spiel-, Trick- und Dokumentarfilme, TV-Serien oder auch digitale Formate – "Made in Babelsberg": Hier entstehen nicht nur nationale Dauerbrenner wie "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" ,sondern auch internationale Blockbuster, wie "Die Tribute von Panem – Mockingjay", "Monuments Men", "Bridge of Spies - Der Unterhändler", "Men in Black", "Anonymus" oder der mit vier Oscars ausgezeichnete Film "Grand Budapest Hotel". Ob Steven Spielberg oder Roman Polanski, George Clooney oder Cate Blanchett - unzählige namhafte, internationale Stars geben sich in Babelsberg die Klinke in die Hand.

 

Wladimir Kaminer trifft Schauspielerin Anna Loos zum Walzer in der Marlene-Dietrich-Halle und schwelgt mit ihr in Erinnerungen. "Hier wird einfach permanent gezaubert, es ist unglaublich, welche großartigen Filme hier schon entstanden sind", sagt Loos. Mit Szenenbildner Uli Hanisch erkundet Kaminer die Außenkulisse der Studios, die Neue Berliner Straße, die Hanisch entworfen hat. Und im Möbelfundus zeigt Filmausstatter Bernhard Henrich Kaminer seine Lieblingsstücke, von Tom Cruises Stuhl aus "Operation Walküre" bis hin zum Schreibtisch aus "Bridge of Spies" und den Kunstwerken aus "Monuments Men". Mit Christine Handke vom Filmmuseum spricht Kaminer darüber, wie der Mythos Babelsberg überhaupt entstanden ist. Sven Bliedung von der Heide weiht ihn ein in die Geheimnisse des volumetrischen Studios und die Zukunft des Films. Und Kunstmaler Robert Krüger zeigt Kaminer, wie er aus 25 verschiedenen Rosatönen den perfekten für "Grand Budapest Hotel" gefunden hat, und erzählt ihm, wie die Zusammenarbeit mit den berühmtesten Regisseuren unserer Zeit funktioniert.

 

Fotos zur Doku finden Sie hier.

Hauptabteilung Kommunikation

Claudia Hustedt
hustedt.cwhatever@zdf.de
Mainz, 29. September 2023
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